Für den Onboarding Prozess haben sich in den meisten Organisationen über die Jahre hinweg feste Routinen je nach Team und Arbeitsplatz etabliert. Es gibt bestimmte Abläufe für die fachliche Einweisung, das Organisatorische, die soziale Integration und natürlich auch für die Vermittlung der Unternehmenskultur. Theoretisch sollte jeder Mitarbeiter mit einem ähnlichen Job in der Lage sein den neuen Kollegen so einzuarbeiten, sodass dieser nach kürzester Zeit eigenständig und produktiv arbeiten kann.
Expertenwissen ist hier nicht der goldene Schlüssel
Das funktioniert allerdings nur, wenn jeder Mitarbeiter den gleichen Wissensstand hat und auch fortlaufend die Möglichkeit hat, ihn zu erweitern. Besonders in der derzeitigen “Digitalisierungswelle” verändern sich Prozesse und Werkzeuge so schnell, dass man mit der Fortbildung von vor 6 Monaten vielleicht schon nur noch “veraltetes” Wissen besitzt. Oft ist es so, dass nur einige Mitarbeiter zu Experten fortgebildet werden und wenn diese krank oder im Urlaub sind oder sogar kündigen leider eine große Wissenslücke entsteht (Wissenssilo). Natürlich kann nicht jeder Mitarbeiter über exakt das gleiche Wissen verfügen, aber eine Organisation kann hier mit Hilfe von Fortbildungsmaßnahmen unterstützen. Eine Frage, die ich mir deshalb gestellt hatte, war: “Wie schaffe ich es ein möglichst breites Wissen zu vermitteln, welches auch nach der Schulungsphase unternehmensintern weitergegeben und/oder weiterentwickelt werden kann?”
Implizites und Explizites Lernen muss im Gleichgewicht sein
Oft werden eintägige Seminare zu sehr konkreten Themen angeboten (z.B. Tool Schulungen, Flipchart Training, usw.). Dort wird innerhalb von wenigen Stunden viel Wissen unabhängig vom unterschiedlichen Wissensstand der Teilnehmenden vermittelt. Daher kann es passieren, dass Informationen für einige Teilnehmende mehr oder weniger relevant sind als für andere und sich auch die Aufnahmefähigkeit nach einigen Stunden deutlich minimiert. Der Vorteil dieser Schulungen liegt aber natürlich auch auf der Hand: schnelle Umsetzung, viel Wissen in kurzer Zeit für homogene Lerngruppen und einfache Organisation.
Im Vergleich dazu soll das Konzept der mehrwöchigen Begleitung in Stundenblöcken helfen, ein Gleichgewicht zwischen implizitem und explizitem Lernen herzustellen. Den Teilnehmenden werden Anreize und Ideen vermittelt, welche sofort in Praxisübungen und im Arbeitsalltag umgesetzt werden können. Dadurch, dass alle Kollegen den gleichen Input bekommen und innerhalb der Schulung schon vorhandenes Wissen miteinander teilen, ist diese Art von Schulung perfekt für sowohl homogene als auch heterogene Lerngruppen geeignet. Die Teilnehmenden sind in der Lage auch außerhalb der offiziellen Schulung weiter an ihrem Wissenstand zu arbeiten und Ideen weiter auszutauschen. Diese wiederum können im Folgetermin aufgegriffen werden und wieder gemeinsam weiterentwickelt werden.
Fazit: Frontalunterricht von und mit Experten ist sinnvoll, um einzelne Mitarbeiter zu einem bestimmten Thema zu stärken. Geht es allerdings um ein breites Thema wie zum Beispiel das Arbeiten mit digitalen Kollaborationswerkzeugen, welches jeden Einzelnen täglich im Office betrifft, so ist es sinnvoll auch die Art der Fortbildung anzupassen. Ein langfristiges Ziel muss es sein, dass alle Mitarbeiter beim Onboarding Prozess mitwirken können und die Organisation nicht dauerhaft auf externe Unterstützung angewiesen ist.